Beim Start meines allerersten Radrennens oder besser gesagt Radmarathons, war ich doch etwas nervös. Weder taktisch hatte ich Erfahrungen noch konnte ich meine eigene Leistungsfähigkeit selbst einschätzen, da ich im Vorfeld durch meinen Handgelenksbruch relativ wenig trainieren konnte. Gegen 9:05 fiel dann der Startschuß in der Nähe des Stadtparks von Krems und nun ging es los.

Der Beginn war, wie wohl bei jedem anderen Radmarathon auch sehr langsam, aber als wir die Donaustraße erreichten, ging es gleich mit bis zu 40 Sachen dahin. Da mir dies ein wenig zu schnell war, ließ ich einige vorbeiziehen und hielt mich vornehm zurück. Nach einigen weiteren Kilometern hatte sich endlich eine Gruppe gefunden, die nun zusammen mit mir mit ca. 35 km/h schön dahinfuhr. In Spitz bogen wir dann Richtung Mühldorf ab und hier begann auch die erste kleine Steigung.

Ich fühlte mich gut und so löste ich mich nach und nach von der Gruppe und fuhr etwas schneller. Nach diesen ersten Steigungen kam die Labestation, die ich aber fahrend durchquerte und nun ging es in eine Abfahrt. Da ich eine vor mir fahrende Gruppe erkannte, versuchte ich diese einzuholen, was aber leider misslang. Danach fuhren wir bei Melk über die Donaubrücke und hier sammelte sich wieder ein großer Peloton, dem ich mich anschloß. Geistig bereitete ich mich dann schon ein wenig auf den letzten, schweren Anstieg vor.

Und dieser Anstieg nach Maria Langegg hatte es wirklich in sich. Erst hier merkte ich, das ich viel zu wenig trainiert hatte und war wirklich heilfroh, als ich oben ankam. Allerdings war ich derartig erschöpft, das ich bei der Labestation vom Rad steigen mußte um ein wenig zu regenerieren. Danach ging es mit ein paar kleinen Zwischenanstiegen ins Ziel Richtung Krems über Mautern. Ich war wirklich heilfroh, als ich im Ziel war. Der Hintern und der Rücken schmerzten, aber trotzdem war ich glücklich mein erstes Radrennen gut überstanden zu haben.

Daten und Fakten zum Radmarathon

Eckdaten Radmarathon
Datum 19. Juli 2006
Start 09:00 Uhr
Ort - Start Krems/Donau (AUT)
Ort - Ziel ebenda
Distanz 92 km
Höhenmeter 800 m

 

Übersicht Gesamtergebnis
Bezeichnung Name Gesamtzeit (hh:mm:ss) Anzahl Finisher
Sieger HERREN Werner PINCZKER 2:18:29 746
Sieger DAMEN Karin PAUER 2:28:19 68

 

Ergebnis des Autors
Gesamtzeit (hh:mm:ss) 3:02:18
Gesamtrang 504
Klasse M39
Klassenrang 262
 

Bericht

Inhalt

Ein guter Start
Übermut tut selten gut!!!
Ein extrem mühsamer Anstieg
Zähes Finish

Ein guter Start

Es war knapp vor 9:00 Uhr früh. Ich hatte mich knapp hinter der vorgesehenen Zone für den Radmarathon light Bewerb aufgestellt und erwartete den Startschuss. So weit das Auge reichte, waren nur Fahrradfahrer zu sehen. Hinter mir hatten sich die Teilnehmer des „Mini"-Bewerbes aufgestellt, der über nur etwa 25 km ging und vor mir hatten sich jene eingefunden, die den richtigen Marathon, also die 165 km lange Strecke mit ihren, meiner Meinung nach, doch beachtlichen 2300 HM zu überwinden hatten.

Ich war doch etwas angespannt. Immerhin hatte ich vorher nur 4 mal fahren können und die Generalprobe vor einer Woche über 70 km war gründlich danebengegangen. Zwar konnte ich diese Strecke neben der Donau relativ zügig befahren, allerdings hatte ich am Ende nicht einmal mehr die Kraft, die letzte Ansteigung zu meinem Heimatort auf dem Rad fahrend zu überwinden. Deswegen hatte ich auch kurzfristig umdisponiert und mich auf den Radmarathon light umgemeldet. Um exakt 9:05 Uhr war es nun soweit. Der Startschuss war erfolgt und eine Kolonne von Radfahrern, größtenteils mit Rennrädern ausgestattet, setzte sich in Bewegung. Wie erwartet war es in den ersten Momenten des Rennens, obwohl offiziell nur als Touristikveranstaltung deklariert, doch eine ziemlich zähe Angelegenheit. In den ersten Augenblicken konnte von einem Rennen wirklich keine Rede sein, denn man musste mehr auf die mitfahrenden Teilnehmer achten, als auf sich selbst. Nachdem aber der Kreisverkehr an der Donau überwunden war begann es richtig flott zu werden. Sofort konnte man erkennen, wer nur durchkommen wollte und wer wirklich zügig fahren wollte.

Meine Vorgaben waren ganz einfach: zuerst einmal einen Rhythmus bei etwa 32 bis 35 km/h finden und sich eine entsprechende Gruppe suchen, die einem auch mitzog. Am Beginn wurde ich von einigen Fahrern überholt und konnte nach einem kurzen Blick auf dem Tachometer, diesem fast gar nicht trauen. In diesem Moment fuhr ich fast 40 km/h, was meinem Vorhaben natürlich widersprach. Daher beschloss ich sofort, dieses Tempo etwas zu reduzieren und die anderen doch lieber ziehen zu lassen. Als Stein passiert wurde, hatte ich endlich die erhoffte Gruppe gefunden. Der Schnitt lag bei etwa 35 km/h. Die Gruppe arbeitete, zumindest für meine Verhältnisse, recht gut und der führende Fahrer wechselte sich immer wieder ab. Einige Male übernahm auch ich die Führungsarbeit und merkte sofort, wie anstrengend dies war. Einmal musste ich dann nachlassen, da ich die Anstrengung richtig fühlen konnte und mich keiner überholen wollte. Aber als ich dann wieder etwas nachlies, dann übernahm zu meiner Erleichterung wieder ein Anderer die Führung.

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Übermut tut selten gut

Diese Gruppe blieb geschlossen bis Spitz. Vorher hatten sich noch die Marathonfahrer verabschiedet und so blieb die light-Gruppe unter sich. In Spitz ging es dann nach rechts Richtung Mühldorf. Und hier begann auch die erste nennenswerte Steigung. Es waren bis zu diesem Zeitpunkt etwa 18 km gefahren und der Schnitt hatte sich bis dorthin etwa bei 35 km/h eingependelt. Aber ab nun ging es bergauf und somit sank natürlich auch die Geschwindigkeit. Ich war natürlich gespannt, wie ich diese erste erwähnenswerte Steigung überwinden würde. Obwohl es noch relativ früh war, machte sich doch nach und nach die Sonne und damit auch die Hitze schön langsam bemerkbar. Nach etwa 10 Minuten hatte sich die Gruppe nun vergrößert, da sowohl von hinten als auch von vorne immer mehr Leute zusammenrückten. Zwar befanden wir uns hier bei keiner dramatischen Steigung, aber immerhin zog sie sich laut meinen, auf dem Rahmen aufgeklebten Höhenprofil, über 10 km.

Aber ich fühlte mich wirklich gut. Natürlich waren wir noch nicht einmal eine Stunde gefahren, aber meine Beine fühlten sich total locker an. Außerdem war meiner Einschätzung nach, das Tempo doch etwas zu langsam und so beschloss ich, doch aus dieser Gruppe auszuscheren und schneller zu fahren. Zu meiner Überraschung folgte mir keiner und als wir Mühlbach durchfuhren, hatte ich zu einer weiter vorn fahrenden Gruppe aufgeschlossen. Diese Gruppe fuhr genau mein Tempo. Also beschloss ich mal, mich anzuhängen. Natürlich hatte auch der Antritt etwas Kraft gekostet und so wollte ich mich hier zuerst einmal ein bischen erholen. Aber auch hier wurde es mir nach einigen Minuten zu langsam. Also trat ich wieder ein bisschen fester in die Pedale und überholte wieder einige vor mir Fahrende. Doch diesmal gingen mit mir 2 oder 3 Leute mit, die wohl den gleichen Eindruck wie ich hatten. Zwischen Transdorf und Zeining wurde es nochmals ein wenig steiler und nun wurde ich einmal von einigen überholt, die ich aber dann kurz vor Zeining und somit auch vor der ersten Labstation zurück überholen konnte. Einige stiegen bei der Labstation ab, aber da ich mich so toll fühlte und keinerlei Probleme hatte, fuhr ich diese Station durch und schnappte mir nur eine Trinkflasche. In der Abfahrt versuchte ich nun auch den Müsliriegel zu öffnen, den ich mir von zu Hause mitgenommen hatte, aber blöderweise lies sich die Verpackung nicht öffnen. Und da ich auch erst ein paar Mal mit diesem Rad seit meinem Handbruch gefahren war, fiel mir auch das freihändige Fahren nicht so leicht. So musste ich leider den Müsliriegel ungeöffnet wieder in die Taschen meines Fahrradleibchens stecken.

In der Abfahrt ging es naturgemäß recht zügig voran. Von Erholung konnte aber nicht wirklich die Rede sein, da ich nun versuchte in dieser Abfahrt eine vor mir fahrende Gruppe zu erwischen. Dummerweise war ich nämlich nun ganz allein und hinter mir waren nur vereinzelt Fahrende auszumachen. Also trat ich in die Pedale was das Zeug hielt. Aber anscheinend tat das nicht nur ich, sondern auch die Gruppe die vor mir fuhr. Als nun ein zweiter Fahrer aufschloss, versuchten wir gemeinsam, diese Gruppe einzuholen. Aber alle Versuche, die Gruppe zu erwischen scheiterten. Ein vor uns allein fahrender Teilnehmer hatte den Anschluss an die Gruppe verloren und lies sich nun auch zu uns zurückfallen. Danach wurden wir von einem Motorradpolizisten eingeholt und er zeigte uns an, das sich eine Gruppe von hinten näherte. Eigentlich zum Glück, den der gescheiterte Versuch, hatte doch etwas Kraft gekostet. Ich ordnete mich wieder in die Gruppe ein und nun ging es wieder lockerer und auch schneller dahin.

Die Abfahrt war manchmal derart schnell, das sogar mein Tachometer aussetzte und keine Geschwindigkeit mehr anzeigte. Überhaupt war ich an diesem Tag über die Qualität des Tachometers leicht erzürnt, denn sowohl die Durchschnittsgeschwindigkeit, als auch die Zeit und die gefahrenen Kilometer waren zu vergessen. Zu oft hatte die Anzeige 0 Geschwindigkeit angezeigt und deswegen waren alle Durschnittswerte und Gesamtmesswerte zu vergessen. Als wir nun die Donaubrücke in Melk erreicht hatten, war ich wieder etwas frischer und meine Beine hatten sich auch wieder etwas erholt. Bei einer leichten Steigung konnte ich wieder einige Fahrer überholen. Aber trotzdem versuchte ich, mich etwas zurückzuhalten, denn ich wusste, das noch eine schwere Steigung kommen würde. Doch ahnte ich noch nicht, wie schwer sie sein würde.

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Ein extrem mühsamer Anstieg

Noch ging es ruhig dahin und zwischen Melk und Aggsbach Dorf hatte sich eine sehr grosse Gruppe gebildet, die nun der alles entscheidenden Steigung Richtung Maria Langegg zufuhr. Wir bogen rechts von der Donau ab und nach einigen Kurven, wurden wir von der Exekutive links umgeleitet. Nun begann die Quälerei. Die Hitze hatte in der Zwischenzeit auch wieder etwas zugelegt und so konnte der bisschen Schatten der Bäume auch nicht wirklich bei der Steigung helfen. Am Beginn fühlte ich mich noch gut, aber mit Dauer der Steigung wurde meine Tritte immer schwerer und auch die Oberschenkel fingen etwas an zu brennen. Ich wagte es, ab und zu auf den Tachometer zu blicken, der in diesem Augenblick klaglos funktionierte. Waren es zu Beginn noch 13 bis 14 km/h gewesen, so pendelte sich nun die Geschwindigkeit bei erbärmlichen 10 ein. Wäre ich nicht in einer großen Gruppe gefahren, so wäre die Versuchung, vom Fahrrad abzusteigen und etwas zu rasten, doch relativ groß gewesen. Aber so trat ich weiter in die Pedale und mein Atem ging schwer. Als ich kurze Blicke zur Seite warf, war ich doch etwas erleichtert. Es ging nicht nur mir so, sondern auch meinen Mitfahrern. Auch ihnen stand die Anstrengung ins Gesicht geschrieben und so kämpften wir uns Kehre um Kehre nach oben. Endlich war ein Ende in Sicht als wir eine Spitzkehre fuhren und Wohnwägen auf der Seite stehen sahen. Aber zu früh gefreut. Es dauerte noch mindestens um die 15 Minuten, bis uns die ersten Zuschauer zuriefen, das es nicht mehr weit war. Ich war fast um Ende meiner Kräfte, als endlich die Labstation in Sicht war. Meine Beine waren wie aus Blei. Es war unglaublich. Noch vor einer halben Stunde hatte ich Fahrer um Fahrer überholt und nun konnte ich meine Beine kaum noch bewegen.

Ich musste es tun. Ich stieg aus den Pedalen und schnappte mir eine Banane und eine Mineralwasserflasche. Nach einigen Minuten ging es wieder. Zur Sicherheit griff ich mir noch ein paar Traubenzuckerwürfel und steckte sie in die Taschen. Ich hatte nun das Ärgste überstanden. Ab nun geht's bergab, sagte ich zu mir und schon wieder musste ich mir eingestehen, das ich mich wieder einmal getäuscht hatte. Einmal leicht hinunter, dann wieder leicht hinauf. Also von Abfahrt, wie im Höhenprofil eingezeichnet, konnte noch nicht die Rede sein. Aber es ging mir nun wieder gut. Die Beine waren nicht so schwer und auch der soeben eingeworfene Traubenzucker schien seine Wirkung zu tun. Doch nach einigen kleinen Anstiegen war es nun wirklich soweit. Es ging nun wirklich bergab. Da ich mich aber nicht wirklich traute, schnell in die Kurven zu fahren, wurde ich teilweise von einigen überholt. Aber bei diesen Abfahrten war die Geschwindigkeit sicherlich am größten. Zwar zeigte mein Tachometer keine Geschwindigkeit an, aber schätzungsweise 70 mussten es schon streckenweise gewesen sein.

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Zähes Finish

Mittlerweile begann mir auch der Rücken und auch mein Hinterteil weh zu tun. Immerhin hatten wir nun schon über 75 km zurückgelegt. Nach ein paar kleinen Steigungen, besonders die in der Ortschaft Steinaweg, machten mir kleine Probleme, aber nun ging es endlich Richtung Mautern. Als wir nun die Donaubrücke überquerten, war ich wirklich fertig. Mein Rücken tat mir immer mehr weh und auch mein Hinterteil schmerzte. Immerhin war ich seit über einem Jahr eine derart lange Strecke nicht gefahren. Aber nun fehlten ja nur mehr einige Kilometer bis zum Ziel. Nun war es bald soweit. Am Kreisverkehr vorbei und die Straße geradewegs entlang. Mittlerweile konnte ich auch schon die Zieleinfahrt, gekennzeichnet durch einen gelben großen Bogen, erkennen und versuchte noch einen Gang zuzulegen. Aber es ging nichts mehr. Ich hatte mir vorgenommen, wie ein Sieger, mit beiden Armen erhoben, durchs Ziel zu fahren, aber auch das war nicht mehr möglich. Als ich vom Rad abstieg war ich ziemlich geschafft, aber trotzdem glücklich. Ich hatte es geschafft. Und wäre nicht die Unterbrechung in Maria Langegg gewesen, so wäre wohl auch eine Zeit unter 3 Stunden möglich gewesen. Trotzdem war ich mit meinem Ergebnis zufrieden. Immerhin war es mein erster Start bei einem derartigen Event. Doch eines verspreche ich hiermit: das war sicherlich nicht mein letzter Start. Also dann, bis zu den Wachauer Radtagen 2007.

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