Neusiedlersee Radmarathon

Ein extrem windiges und schmerzhaftes Rennen

Dieser Radmarathon war der erste, der über 100 km Distanz ging. Ich war für meine Verhältnisse gut vorbereitet und meine bisherigen Fahrten mit dem Rad gaben durchaus Grund für Optimismus. Nach einer gemütlichen Anreise aber etwas chaotischen Startvorbereitungen musste ich mich leider (weil wieder einmal relativ spät zum Start gekommen) ganz hinten beim Start einreihen.

Zwischen Startschuß und Überquerung der Startlinie vergingen wohl an die 4 Minuten und wir rollten gemächlich dahin. Nach sehr kurzer Dauer ging es auch schon den ersten und einzigen Anstieg in Mörbisch hinauf. Bei der anschließenden kurzen Abfahrt hatte ich mir dann schon einen "Pacemaker" ausgesucht, bei dem ich mich anhängen wollte. Nach Zurücklegung von eher schmäleren Straßen ging es erstmals zügig Richtung Süden zur Staatsgrenze. Das Tempo war aufgrund der Rückenwindes wirklich sehr schnell. Dies sollte sich aber nach der Wiedereinfahrt nach Österreich wieder rasch ändern.

Durch eine dumme Unachtsamkeit meinerseits stürzte ich leider mit dem Rad und zog mir aber Abschürfungen am linker Oberschenkel, Knie und Rücken keine weiteren Verletzungen zu. Auch mein Rennrad war zum Glück nahezu unversehrt geblieben. Nachdem ich wieder aufs Rad geklettert war hatte ich allerdings jeden Anschluß an größere Gruppen verloren und auch mein Bein schmerzte. So kämpfte ich mich weiter, konnte allerdings bei keiner vorbeifahrenden Gruppe auch nur entferntesten mithalten. Hätte ich mich in diesem Augenblick nicht geniert, wäre ich vom Rad gestiegen und hätte mich vom Besenwagen nach Hause fahren lassen!!!

Alles wurde wieder besser als ich Neusiedl durchquert hatte und der Gegenwind in einen Seitenwind überging. Endlich konnte ich wieder ein Gruppe halten und mit denen mitfahren. Nach weiteren Kilometern hatte der Wind ein erbarmen und es gab tollen Rückenwind. Von nun an ging wieder so richtig die Post ab. Mit einer Tempo jenseits der 40 km/h düsten wir Richtung Ziel in Mörbisch. Als ich endlich die Ziellinie überquert hatte, war ich heilfroh diesen Radmarathon auch nur halbwegs erfolgreich absolviert zu haben. Über die extrem miese Zeit habe ich mich in diesem Augenblick nicht gekümmert.

Daten und Fakten zum Radmarathon

Eckdaten Radmarathon Neusiedlersee 2007
Datum 29. April 2007
Start 10:00 Uhr
Ort - Start Mörbisch (AUT)
Ort - Ziel ebenda
Distanz 125 km
Höhenmeter 200 m

 

Übersicht Gesamtergebnis
Bezeichnung Name Gesamtzeit (hh:mm:ss) Anzahl Finisher
Sieger HERREN Markus WILLINGER 3:09:21 929
Sieger DAMEN Karin PAUER 3:21:21 69

 

Ergebnis des Autors
Gesamtzeit (hh:mm:ss) 4:29:17
Gesamtrang 637
Klasse M30
Klassenrang 212
 

Bericht

Inhalt

Die Startphase Spring zu Kapitel 1
Ein bißchen übermotiviert!!! Spring zu Kapitel 1
Ein fataler Fahrfehler und die Strafe dafür Spring zu Kapitel 1
Die Lebensgeister kehren zurück - und der Wind ist wieder gnädig Spring zu Kapitel 1

Die Startphase

Nach etwa eineinhalbstündiger Autofahrt und etwas chaotischen Startvorbereitungen stand ich nun da. So ziemlich am Ende eines langen Starterfeldes, das laut Ansage etwa 1700 Teilnehmer umfaßte. Meine Vorfreude war trotzdem groß, den immerhin war es der erste von 3 Radmarathons, die ich heuer absolvieren werde und ich fühlte mich wirklich gut. Meine Laufleistungen waren bis zu diesem Zeitpunkt 1a gewesen, auch die bisherigen Radausflüge waren wesentlich besser gewesen als voriges Jahr und so war meine Erwartung unter 4 Stunden zu bleiben und somit einen Durchschnitt von 30 km/h zu fahren schien mir durchaus berechtigt. Zusätzlich war die Rundstrecke um den Neusiedlersee nicht gerade von steilen Anstiegen übersäht und somit stand einem guten Rennen nichts mehr im Wege.

Als der Startschuß erfolgte, war in meiner Starterumgebung noch nicht einmal der Hauch von Bewegung zu spüren. Der Grossteil meiner Mitstreiter war ebenso mit Rennrädern ausgestattet, aber hin und wieder war auch ein Mountainbike zu erblicken, die ich nur mit einem müden Lächeln zur Kenntnis nahm. Nach etwa 3 Minuten setzte sich auch unsere Kolonne in Bewegung, wobei Bewegung nicht ganz der treffende Ausdruck dafür ist. Anfänglich schob ich das Rad mit dem rechten Fuß mehr, als das ich es über die Pedale bewegte. Endlich nach ca. 4 Minuten überquerte ich die Matten der Zeitnehmung und mit gemächlichem Tempo bewegten wir uns durch die Strassen von Mörbisch. Nach einigen Kurven folgte sofort der erste (und auch einzige) ernstzunehmende Anstieg dieser Rundfahrt um den Neusiedlersee. Das Tempo, wie diese Steigung befahren wurde, erzürnte mich ein wenig, aber aufgrund des extrem großen Andranges, war es nur verständlich, das extrem langsam den Berg hinauf gefahren wurde. Nachdem dieser kurze Anstieg überwunden war ging es auf mehr oder weniger gut asphaltierten Feldwegen wieder manchmal steiler und manchmal flacher bergab und bergauf. Das Tempo war nach wie vor relativ niedrig allerdings steigerte es sich manchmal bei den Abfahrten, was wiederum ein etwas flaues Gefühl bei mir auslöste, da die Strassen sehr eng waren und manche ihre Linie so wählten, das sie nicht gerade einfach zu lesen war.

Nachdem auch nun diese Gefahrensituationen überwunden waren, hatte ich dann bald mein Tempo gefunden und auch einen Mitstreiter auserkoren, an den ich mich anhängen wollte. Es war mir aufgefallen, das auch er bergab immer ein wenig Tempo wegnahm, dafür aber bergauf immer wieder die Leute überholte. Außerdem legte er ein durchaus zügiges Tempo bei Flachstücken an den Tag, das meiner Vorstellung relativ gut entsprach. Also beschloß ich, mich an ihn anzuhängen. In der Zwischenzeit hatten wir schon mehrere Radfahrer passiert, die schon nach wenigen Kilometern an der Seite standen und Probleme technischer Natur mit ihrem Fahruntersatz hatten. Gott sei Dank blieb ich auch an diesem Tag, von diesem unplanmäßigen Stops verschont.

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Ein bißchen übermotiviert

Desto näher wir nun zur ungarischen Grenze kamen, desto höher wurde das Tempo. War noch zu Beginn das Tempo bei etwa 25 km/h gelegen, so bewegten wir uns nun um mindestens 10 km/h schneller, obwohl die Strassen von der Asphaltierung nicht optimal waren und es auch keine nennenswerten Bergabpassagen gab. Als wir nun den Grenzübergang überschritten, war auch meine Sorge betreffend Reisepaß verflogen, denn diesen hatte ich zwar im Auto mitgenommen, aber auch in diesem liegen lassen. Wie bereits gesagt: etwas chaotische Startvorbereitungen meinerseits. Auf ungarischer Seite wurde nun das Tempo noch schneller. Wir bewegten uns nun mit nahezu 40 km/h Schnitt Tendenz steigend und ich machte mir zunehmend Gedanken, ob ich den Beginn nicht etwas übertrieb. Wir brausten förmlich durch Sopron durch, wobei allerdings das meiste davon auch bergab führte und es daher auch kein Wunder war, das sich das Tempo nun nahe der 50 km/h bewegte. Nach dem Kreisverkehr bei der stillgelegten Ziegelfabrik, welche unverkennbar dem österreichischen Ziegelkonzern Wienerberger gehörte, bewegten wir uns auf einer ziemlich holprigen Strasse vorwärts. Immer wieder fuhren irgendwelche Verrückte auf der linken Seite vor, nur um einige Meter zu gewinnen. Ich konnte nur mit Kopfschütteln darauf reagieren. Die Strasse war für den Autoverkehr nicht gesperrt und daher blieb ich bei meinem Vordermann dran und bewegte mich ausschließlich im Pulk vorwärts.

Nach Sopron kamen einige kleinere ungarische Ortschaften und schon alleine aufgrund des Untergrunds mußte man feststellen, dass man im ehemaligen Ostblock fuhr. Die Straßen waren teilweise extrem schlecht: Risse im Asphalt, schlechte Bankette und teilweise wirklich arge Höhenunterschiede in der Strasse. Plötzlich riß dieser Pulk ab und übrig blieben nur mehr etwa 5 bis 6 Fahrer. Ich versuchte nun, ein wenig aufs Gaspedal zu treten und erhöhte meine Trittfrequenz, denn in etwa 200 bis 300 m Entfernung konnte ich einen weiteren großen Haufen von Fahrern erkennen, den ich mich anschließen wollte. Doch diese Idee schienen auch 3 Mitstreiter zu haben und so hatte einer von Ihnen die gute Idee, das wir uns bei der Führungsarbeit abwechseln sollten. Am Anfang schien das ständige Abwechseln etwas holprig zu funktionieren, aber nach einigen Minuten klappte es wirklich ganz gut. Auch ich hatte dann meinen Rhythmus gefunden und nach etwa einer viertel Stunde hatten wir die Gruppe dann wirklich eingeholt. Allerdings war ich in diesem Moment ziemlich außer Atem und so war ich froh, dass ich das Tempo wieder etwa zurücknehmen konnte und so gemächlich in einer größeren Gruppe mitfahren konnte.

Als ich mich erholt hatte, war mir allerdings das Tempo dieser Gruppe wieder zu niedrig und so beschloß ich wieder ein wenig aufs Gas zu steigen, was sich allerdings als schwerer taktischer Fehler herausstellen sollte. Anstatt bei dieser guten Gruppe zu bleiben, zog ich wieder an, allerdings folgte mir diesmal niemand. Daher gab ich alleine Gas und entfernte mich im Alleingang von dieser Gruppe. Es waren mühsame und anstrengende Minuten, denn ich hatte mich nun zu weit entfernt und auch der Wind wurde zunehmend stärker. Meine Beine wurden zunehmend schwerer und so konnte ich auch die vor mir fahrende Gruppe nicht einholen. Noch bevor wir wieder Ungarn verließen, überholten mich meine ehemaligen 3 Tempobolzer und ließen mich stehen. Kein Wunder, denn der Alleingang hatte einfach zu viel Kraft gekostet. Es blieb mir also nichts anderes übrig als meine Flucht abzubrechen und mich wieder in die ehemalige Gruppe zurückfallen zu lassen, die allerdings auch schon entscheidend geschrumpft war.

Diese Gruppe überquerte nun den Grenzübergang in Pamhagen und fuhr auf die vor ihr fahrende Gruppe auf. So hatte sich wieder eine größere Gruppe gebildet und ich versuchte möglichst im Windschatten zu fahren, da der Wind immer stärker wurde und ich teilweise mein Rad nur mehr durch eine leichte Schräglage im Zaum halten konnte. Ein Fahrer mit dem Dreß vom Wiener Flughafen schien das Tempo vorzugeben und als ihn einmal überholte sagte er nur ganz locker zu mir: „ Spare die lieber deine Kraft, du wirst sie noch brauchen!". Ich nahm die Aussage mit einem leichten Grinsen zur Kenntnis. Aber wie recht sollte er behalten! Mit dieser Gruppe fuhr ich nun durch Apetlon und auch durch Illmitz, ohne an der Labestelle zu halten. Ich hatte noch genug zu trinken mit und meine 2 Müsliriegel hatte ich auch noch nicht angefaßt. Nachdem wir allerdings Illmitz verlassen hatten, nahm ich mir Einen davon zumindest zur Hälfte vor und war auch wirklich froh darüber. Das Tempo war wieder merklich gesunken. Wir bewegten uns nun mit etwa 30 bis 32 km/h fort, also einer durchaus akzeptablen Durchschnittsgeschwindigkeit.

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Ein fataler Fahrfehler und die Strafe dafür

In der Zwischenzeit hatte sich auch schon eine relativ große Gruppe gebildet und ich versuchte mich zunehmend eher im vorderen Teil des Feldes aufzuhalten. Als wir nun auf einer Strasse fuhren, die ins Nirvana zu führen schien, denn es war weder rechts noch links etwas zu sehen, noch konnte man entlang der Strasse eine Ortschaft wahrnehmen, erkannte ich in einiger Entfernung, das ein Rettungswagen mit Blaulicht an der linken Strassenseite angehalten hatte. Als wir diesen passierten, war der Grund leicht auszumachen: ein Radfahrer wurde behandelt und lag ausgestreckt regungslos auf der rechten Strassenhälfte. Meine Gedanken schwirrten nun um diesen Verletzten, dessen Kopf mit einem Tuch umwickelt worden war, und das Blut auch bereits durch diesen Verband durchzudringen schien. Als ich mich nochmals kurz umdrehen wollte, da erkannte ich augenblicklich, dass eine vor mir fahrende Radfahrerin bedrohlich nah an mein Vorderrad heranfuhr. Ich wollte mit meinem Rad noch irgendwie ausweichen und reagierte in diesem Moment völlig falsch. Leider kann ich nicht mehr sagen, was ich genau tat, aber ich tat etwas garantiert Verkehrtes und plötzlich lag ich auf der Strasse. Ich rollte mich zusammen, um das schlimmste zu verhindern. Als ich wieder aufstand bemerkte ich, das mein linker Oberschenkel aufgeschunden war, und auch das Knie und der Knöchel waren vom Sturz gekennzeichnet. Irgendjemand mußte auch über meinen Rücken drüber gefahren sein, denn auch dieser schmerzte. Zu allem Unglück hatte ich aber auch noch unheimliches Glück: meinem Rad war nichts passiert, da es aus einem eigenartigen Zufall über den Straßenrand geschleudert worden war und somit nur die Kette von den Zahnrädern gesprungen war. Nachdem ich die Kette wieder eingespannt hatte, notdürftig das Kettenfett im Grass von den Händen gewischt hatte (es hatte auch nicht wirklich etwas gebracht) und meine Trinkflaschen eingesammelt hatte, sprang ich wieder aufs Rad und versuchte wieder in Tritt zu kommen.

Der Sturz hatte vielleicht nur in etwa 2 bis 3 Minuten an Zeit gekostet, aber einerseits schmerzte nun das linke Bein ziemlich heftig und ich war weit und breit allein und mußte mich hier nun durchkämpfen. Der Wind schien gerade in diesem Moment wieder extrem zuzunehmen und so wurden die nächsten Momente zu meinem tragischsten. Jede Gruppe, die sich näherte, konnte ich nicht halten. Bei einer Gruppe hätte ich fast mitgehalten, aber nach wenigen Minuten mußte ich auch hier abreißen lassen. Das Tempo von 30 km/h oder mehr war nur mehr reine Utopie. Mit Müh und Not konnte ich knapp über 20 km/h fahren und als ich Podersdorf durchquert hatte, war nicht einmal mehr das möglich. Ich war nun fast soweit, um Stehen zu bleiben und mich zu erholen, damit ich wieder neue Kräfte sammeln konnte. Aber es hätte in diesem Moment wahrscheinlich wenig gebracht, denn der Wind blies erbarmungslos genau von vorne und es gab keine Bäume oder Häuser die ihn davon abgehalten hätten, das er seine ganze Wucht auf mich richtete. Ich spulte Kilometer um Kilometer herab und die scheinbar endlose Ebene schien kein Ende zu nehmen. Als ich in der Entfernung einen Kreisverkehr ausmachte und eine lange Schlange von Autos wahrnahm, die an einem Hügel hielten befürchtete ich schon das Schlimmste. „Lieber Gott, laß nicht zu, das ich über diesen Hügel fahren muß!" Diesen Hügel hätte ich mit Sicherheit nicht geschafft. Immer wieder richtete ich meinen Blick in Richtung dieses Hügels und desto näher ich kam, desto ruhiger wurde ich. Denn beim Kreisverkehr wurden die Autos aufgehalten, damit die Radfahrer links rausfahren konnten und der Hügel war nur bei der Ausfahrt, die geradeaus führte. Mit einem gequälten Lächeln fuhr ich an den Polizisten vorbei und verließ den Kreisverkehr Richtung Weiden. Ich hoffte, das mit diesem Richtungswechsel auch der Wind nachlassen würde, aber anfänglich war davon kaum etwas zu spüren. Es war nun genauso wie bei meinem ersten Marathon in der Wachau. Ich zählte förmlich jeden Kilometer, den ich abspulte und dies war mein einzig wirklicher Antrieb. Die Zeit war dahin, alles was zählte war Durchkommen. Auch in Neusiedl am See wurde es nicht wirklich besser. Zwar konnte ich in der Zwischenzeit wieder einige Radfahrer und auch Ansätze von Gruppenbildung feststellen, aber das war mir in diesem Momenten völlig egal. Ich war in diesem Augenblick einfach nur fertig und mein Rücken und mein linkes Bein schienen immer mehr zu schmerzen.

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Die Lebensgeister kehren zurück - und der Wind ist wieder gnädig

Als wir den Joiser Berg hinauffuhren, obwohl die Bezeichnung Berg hier nicht ganz angebracht ist, konnte ich auch wieder einige Konkurrenten überholen, aber die Luft oder so etwas wie Ehrgeiz war draußen. Es ging einzig und allein nur mehr darum, ins Ziel zu kommen. Daher genehmigte ich mir auch eine 5-minütige Pause in Breitenbrunn, wo ich mir ein Cola-Rot genehmigte und mir auch als Vorrat eine Banane einsteckte. Nachdem ich die Labestelle verlassen hatte und kurz nach rechts sah, mußte ich beim Anblick an ein Gebäude ein leichtes Grinsen unterdrücken. „Masterfoods" war auf dem Firmenschild zu lesen und ein leichtes Lächeln überkam mich deswegen, da mein Freund und Bergkamerad doch einige Jahre beruflich hier verbracht hatte. Doch als ich nun Breitenbrunn verließ, spürte ich die Lebensgeister wieder in mir. Es schmerzte zwar nach wie vor mein Rücken und auch mit meinem linken Bein konnte ich kaum Druck auf die Pedale ausüben, aber plötzlich spürte ich wieder, was Tempo bedeutet. Ich war nun wieder auf der Sonnenseite des Windes und hatte somit totalen Rückenwind. Nun konnte ich auch wieder locker das Tempo der Gruppe halten und schloß mich dieser auch an.

Als wir in Purbach zügig durchfuhren, hatten wir bereits die 100 km hinter uns gelassen und hatten somit nur noch die Kleinigkeit von knapp 25 km vor uns. Wieder entlockte es mir ein kurzes Lächeln, denn ich mußte mir über diese extremen Verhältnisse, ein wenig den Kopf zerbrechen. Noch eine Stunde zuvor hatte ich mich mühsam mit unter 20 km/h bei starken Gegenwind abgekämpft und wäre fast vom Rad gestiegen und nun fuhr ich locker und leicht mit über 30 km/h ohne große Kraftanstrengung Richtung Ziel. Wir näherten uns nun Oggau und ich hatte die Gruppe wieder verlassen, da sie mir ein wenig zu langsam fuhr. Ich fuhr nun im Schnitt an die 35 km/h und die Tendenz war steigend. Ich mußte nun den perfekten Rückenwind haben, denn obwohl ich mich mit einer Banane stärkte und somit nicht wirklich voll in die Pedale trat, lief das Rad, wie von alleine. Nach Oggau hatte ich mich wieder einer Gruppe angeschlossen, die auch nicht mehr ganz frisch wirkte. Aber nun wurde das Tempo immer schärfer, obwohl die Kraftanstrengung nicht wesentlich erhöht worden war. Wir fuhren jetzt mit über 40 km/h Richtung Rust und befanden uns somit auf dem letzten Teilstück Richtung Ziel.

Als wir nun in Mörbisch einfuhren, so viel von mir der letzte Ballast ab. Es waren in Mörbisch noch 2 Kurven zu bewältigen und dann war es geschafft. Nach der Zielkurve stieg ich noch einmal aus meinem Sattel, packte das Rad bei den „Hörnern" und trat noch ein letztes Mal so richtig in die Pedale. Mit über 45 km/h durchquerte ich das Ziel und war froh, das es endlich vorbei war. Als ich vom Rad stieg, da spürte ich erst so richtig, wie schmerzhaft meine Abschürfungen waren, denn ich humpelte mehr als das ich gehen konnte. In Summe war es also ein Radrennen, aus dem ich nur 2 Lehren ziehen kann: Sei nie zu übermütig und verlasse vorzeitig eine scheinbar langsam fahrende Gruppe und wenn du in einer großen Gruppe fährst, dann passe besonders auf deinen Vordermann bzw. –frau auf. Ich möchte jetzt auch nicht sagen, das dieser Marathon schlecht war, aber er gehört sicherlich nicht zu meinen Favoriten. Der Grund dafür ist nicht der Sturz oder der starke Gegenwind oder gar meine grottenschlechte Leistung, sondern vielmehr die teilweise wirklich schlechten Strassen und der Anfangs extrem chaotische Start. Nicht nur, das es extrem lang dauerte bis sich die Kolonne in Bewegung setzte, sondern vor allem die ersten Kilometer dieser Rundfahrt sind meiner Meinung nach eines Straßenradrennens nicht würdig. Ob ich nächstes Jahr wieder fahren werden, das werde ich mir noch gut überlegen, aber um so mehr freue ich mich auf die Rennen in der Ramsau.

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